Luigi und die Patenklassen

wie win-win- Situationen entstehen können

 

Die Kinder der 1D verlassen den Klassenraum und machen sich auf den Weg ins Untergeschoss zur Bücherei. Der Raum ist hell und freundlich, mit großen Fenstern und gemütlichen Leseecken. Die Schülerinnen und Schüler der 3D haben es sich zum Großteil bereits auf den Kissen am Boden oder an den Tischen niedergelassen und arbeitet an ihren Projekten.

Als die Kinder der 1D eintreten, werden sie von ihren älteren Paten herzlich begrüßt. „Hallo!“ ruft ein Mädchen aus der 1D. „Wir haben heute so viele Wörter geformt! Schaut mal, ich habe ein ‘U’ aus Knete gemacht!“

„Das sieht klasse aus!“ sagt ein Junge aus der 3D interessiert. „Was habt ihr noch gemacht?“

„Wir haben auch Wörter wie ‘Ufer’ und ‘Unwetter’ entdeckt,“ erklärt ein anderes Kind. „Und ‘Pups’, weil wir gesagt haben, dass es auch in der Natur vorkommt!“

Die Kinder der 3D sind beeindruckt und beginnen, ihre eigenen Projekte zu präsentieren. „Heute haben wir Naturgedichte geschrieben,“ erzählt ein Mädchen stolz. „Wir haben uns von der Natur inspirieren lassen und Gedichte über die Dinge geschrieben, die wir im Wald gesehen haben. Es war so spannend, die verschiedenen Stimmungen und Bilder in Worte zu fassen. Willst Du mein Gedicht hören?"

Na klar, wollen viele der Erstklässler hören was ihre großen Freunde gereimt haben. 

"Ein Zapfen liegt unterm Baum, ein Eichhörnchen hat ihn entdeckt,
"Oh, was für ein schöner Traum!", schnappt ihn sich, hat ihn versteckt.

Das ist ein Kreuzreim - ABAB klärt der Poet seine interessierten Zuhörer auf!" 

"Das ist ein schlaues Eichhörnchen," lacht eine Erstklässlerin "und im Baum kommt auch ein "U" vor, wie in Mauer!"

„Das klingt wirklich schön,“ sagt einer der Erstklässler. „Vielleicht können wir das auch mal machen ... solche Sachen!“

Ich schaue mich um. In der Bücherei ist es ein wenig voller geworden. Neben Nicole und dem Klassenlehrer der 3D fallen mir noch zwei weitere Erwachsene auf. Alle vier „Großen“ tragen inzwischen grüne Warnwesten und haben sich im Raum verteilt. Sie halten Schilder hoch, auf denen verschiedene Planeten abgebildet sind. Auf Nicoles Zeichen hin steuern die Kinder zielstrebig auf eines der Schilder zu. Und ich verstehe nur … WeltraumBahnhof?!

Nicole bemerkt mein fragendes Gesicht und erklärt lächelnd: „Wir sind die Planetenklassen. Jedes Kind hat einen ‚Heimatplaneten‘, der von einem von uns betreut wird. Die zwei Kolleginnen aus der Betreuung gehören ebenso zu unserem Patenteam wie Holger, einer unserer Bufties, und Frau Buck, eine Teilhabeassistentin.“ Während sie auf die verschiedenen Erwachsenen zeigt, merke ich, dass diese mir zuvor gar nicht so richtig aufgefallen waren. „Sie unterstützen uns und sind wertvolle Begleitende für unsere Kinder.“

„Und warum tragen nur sie Warnwesten?“ frage ich.

„Weil es für die Kinder klar sein soll, wer gerade die Verantwortung trägt. Die Westen zeigen ihnen, wer in der Situation das Sagen hat,“ erklärt Nicole. „Gerade wenn wir mit 46 Kindern außerhalb der Schule unterwegs sind, ist es wichtig, dass jedes einzelne Kind weiß, wer für es zuständig ist. Dieses Prinzip der festen Bezugsperson zieht sich bei uns durch den ganzen Tag.“

„Und wohin geht ihr jetzt?“ frage ich neugierig.

Nicole strahlt. „Es ist Pizzawoche!“ ruft sie fröhlich. „Das heißt, wir essen jetzt gemeinsam Pizza. Bei Luigi!“

Während sich die ersten zwei Kindergruppen auf den Weg machen erklärt mir Nicole, was es mit Luigi auf sich hat. „Unsere Mensa ist einfach zu klein, und so haben wir nach einem Ausweichort gesucht. Luigi, der einen Neffen in unserer Schule hat, erwähnte bei einem Präsentationsnachmittag eher beiläufig, dass sein Geschäft seit der Corona-Pandemie schlecht laufe. Er überlege einen Mittagstisch für Senioren anzubieten. Da kam Frau Zahl die Idee: Warum nicht die Schule einbeziehen?“

Nicole lacht bei der Erinnerung: „Schon in der darauffolgenden Woche haben wir uns mit ein paar Kolleginnen und Kollegen in Luigis Restaurant getroffen und überlegt, was möglich wäre. Das Ergebnis? Von Montag bis Donnerstag kommen jeweils zwei Klassen zu ihm zum Mittagessen. Da wir insgesamt 16 Klassen haben und diese in 8 Tandems unterteilt sind, kann er zwei Wochen lang das gleiche Gericht anbieten. Freitags bereitet er seine Küche für das normale Geschäft ab Freitagabend vor.“

Sie wirft mir einen schelmischen Blick zu. „Es ist eine echte Win-Win-Lösung! Die Kinder lieben es, und wir auch. An den zwei ‚Luigi-Tagen‘ im Monat essen sogar die Halbtagskinder aus den ersten und zweiten Klassen mit. Es ist damit eine echte Gemeinschaftserfahrung. Das Zusammentreffen in der Bücherei markiert einen schönen Startpunkt für den gemeinsamen Ausflug. Von dort geht jeder Erwachsene mit seiner Gruppe zur Garderobe, zum Schuhe- und Jackeanziehen und dann treffen wir uns vor der Schule und gehen gemeinsam los. Das machen inzwischen alle Tandems so!“

Zu gern würde ich mit zu Luigi gehen, aber ich will mir unbedingt anschauen was in der Schule rund um die Mittagszeit passiert und daher verabschiede ich mich von Nicole. „Buon appetito“ rufe ich den Kindern zu. „Lass es euch schmecken“!

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